'Oberer Totpunkt'-Finder

entworfen von Miraculis

Voraussetzung:

Eine Metallsäge, eine Feile und ein Gewindeschneider M 8x1,25 (Normalgewinde) oder ein guter Handwerker.

Material:

  • 1 defekte Zündkerze
  • 1 Sechskantschraube M 8x60


Technische Zeichnung:



  1. Gewindestück
  2. Sechskantschraube M 8x60



Anleitung:

Jeder, der schon mal versucht hat, die Zündung an einem Moped oder Motorrad einzustellen, weiß, wie schwierig sich der obere Totpunkt exakt bestimmen läßt. Eine Meßuhr soll da sehr behilflich sein, nur bei eingebautem Motor ist die Meßuhr entweder nicht ableßbar oder man bekommt sie gar nicht erst ins Kerzengewinde geschraubt. Deshalb war ich von der Idee eines einfachen OT-Finders hell begeistert. Von einem Bekannten bekam ich die ersehnte technische Zeichnung via elektronischer Post zugeschickt. Nach kurzem Studium der Zeichnung kam die Ernüchterung und mir war klar, daß das SO nichts wird:



  1. Eine Schraube auf 40 mm genau mittig zu durchbohren, daß weiß ich aus eigener Erfahrung, übersteigt die Fähigkeiten meiner technischen Ausrüstung.
  2. Die dargestellte Variante ist für die MZ-Modelle RT 125-0/1, ES 175/250-2 und ETS 175/250 sowie für die beiden Simson AWO-T und AWO-S völlig ungeeignet, weil die Zündkerze schräg zur Bewegungsrichtung des Kolbens angebracht ist.
  3. Ich kenne kein Moped oder Motorrad aus DDR-Produktion, das den Zündzeitpunkt 2,8 mm vor OT hat.


Gut, Punkt 1 und 3 sind kein richtiges Argument, die Schraube kann man sich in einer Werkstatt durchbohren lassen und man könnte mehrere Meßstäbe anfertigen, für jeden Zeitpunkt einen.

Trotzdem bleibt weiterhin Punkt 2, der für mich der ausschlaggebende ist.

Also habe ich mir aufbauend auf der 'unbrauchbaren' Variante eine eigene einfallen lassen. Das Ergebnis seht Ihr oben auf der technischen Zeichnung. Neben dem Vorteil der einfacheren Herstellung kann diese Variante gleichzeitig zum Blockieren des Kolbens genutzt werden (Schraube bis Anschlag reindrehen), falls einmal Arbeiten an der Kupplungsseite notwendig sein sollten.







Wie hab ich's gemacht?! Zuerst habe ich an der alten Zündkerze die Massenelektrode so lange hin und her gebogen bis sie ab war. Mit der Feile die Bruchstelle geglättet, man will sich ja beim Basteln nicht verletzen. Dann mit der Metallsäge knapp oberhalb des Sechskantes die Metallwulst abgesägt. Damit wird der Isolatorkörper frei. Evtl. hat sich durch das Sägen ein Grat gebildet haben, der den Isolator noch fixiert. Sollte das der Fall sein, mit einem Hammer und einem Dorn, notfalls tut's auch ein Nagel, auf die Mittelelektrode schlagen. Den Isolatorkörper entfernen und mit der Feile wieder den Grat entfernen. Jetzt mit dem Gewindebohrer das M8er Gewinde schneiden. Ein aufbohren ist nicht nötig, da die Bohrung 7 mm im Durchmesser beträgt. Soll die Konstruktion mehr Kräfte aufnehmen können, dann mit einem 8mm-Bohrer aufbohren und ein Gewinde M10 einbringen (entsprechend größere Schraube benutzen).

Die Schraube wird jetzt mit der Feile am Gewindeanfang rundgefeilt, damit es auf dem Kolben keine häßlichen Eindrücke gibt. Außerdem muß auf einer Seite der Schraube das gesamte Gewinde weggefeilt werden, damit die bei der Kolbenbewegung komprimierte Luft entweichen kann.

Bei Benutzung zum Zündzeitpunkt-Einstellen kann man damit den Oberen Totpunkt genau feststellen. Außerdem kann man bei Fahrzeugen mit senkrecht eingeschraubter Kerze, auch den Zündzeitpunkt in 'mm vOT' einstellen, denn eine volle Umdrehung der Schraube verringert den Weg des Kobens um exakt 1,25 mm. Leider ist diese Methode bei schräg eingeschraubter Kerze nicht möglich, doch man kann exakt den oberen Totpunkt finden und unter Nutzung der Gradmeßscheibe den Zündzeitpunkt richtig einstellen.